St. Corona

Jeder einzelne unsere Kirchenpatrone, egal ob reale- oder legendenumrankte Person soll uns, durch ihr Wirken, ihrem tugendreichen Leben, ihren Taten oder ihren unbeirrbaren Glauben, einen Weg auch für unser eigenes Leben weisen. Dies wird leider allzu oft gerne vergessen.

Ehemalige Wallfahrtskirche St. Corona Altenkirchen

DIE EHEMALIGE WALLFAHRTSKIRCHE ST. CORONA IN ALTENKIRCHEN

Altenkirchen oder „Croa“ – wie die Leute hier in Anlehnung an das Patrozinium der Hl. Corona sagen – ist ein Weiler etwa 2 km südlich von Frontenhausen. Wenn man den ersten Hügelzug hinter sich gelassen hat, öffnet sich ein Tal, das von dem weithin sichtbaren Turm der Kirche St. Corona beherrscht wird. Entstanden ist der Bau zwischen 1621 und 1631, kurz bevor die verheerenden Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auch die Menschen unserer Region erreicht haben.
Das Gnadenbild, eine Frauengestalt mit einer Krone auf dem Haupt, zu deren Füßen ein Bettler kauert, dürfte um 1480 entstanden sein. Aus der Zeit um 1500 stammen auch viele der in großer Zahl vorhandenen Votivgaben. Sie bezeugen, dass sich Gläubige bei unterschiedlichsten körperlichen Leiden der Heiligen anvertraut haben. Sie gilt überdies als Patronin der Menschen in Geldnöten.
Im Jahr 1618 begannen die schriftlichen Nachrichten über den Corona-Kult in Altenkirchen. In den folgenden Jahren beschloss man, die kleine, viel besuchte Holzkapelle der Heiligen durch eine stattliche Kirche zu ersetzen. Das Vorhaben führte der damalige Frontenhausener Pfarrer und Dekan, Thobias Syrtl, durch. Vor seiner Berufung nach Frontenhausen lebte er in Regensburg als Kanoniker des Stifts St. Johann. Mit dem Bischof, Albert Freiherr von Törring, war er gut bekannt.
Als Bauherr der Kirche St. Corona fand der ungewöhnlich tatkräftige Pfarrer einen ebenso engagierten zweiten Bauherrn, den Hofmarksrichter Hans Leidl.
Auch der Frontenhausener Magistrat unterstützte den Kirchenbau. So durften z.B. Ziegel zum günstigen „Bürgerpreis“ nach Altenkirchen geliefert werden. Bauern und Bürger spendeten Baumaterial und leisteten Fuhrdienste. Zeitweise betrieben die beiden Bauherren in eigener Verantwortung den Frontenhausener Ziegelofen, um schnell die erforderlichen Steine zu erhalten.
Auch die Kanoniker-Kollegen von Pfarrer Syrtl haben beachtliche Beiträge geleistet.
Dass die Wallfahrtskirche in dieser Stattlichkeit entstehen konnte, ist aber Bischof Albert von Regensburg zu verdanken. Er würdigte das Unternehmen nicht nur durch seine Anwesenheit bei der Grundsteinlegung, sondern beauftragte Dekane seines Bistums, in ihren Dekanaten eine Spendensammlung für St. Corona durchzuführen.
Zusätzlich förderte der Bischof die Innenausstattung der Kirche. Mit dem Entwurf und der Ausführung des Choraltars beauftragte er seinen versierten Hofmaler, Johann Paul Schwenter. Dieser malte das Altarblatt mit dem Martyrium der hl. Corona, ebenso den betenden Karl Borromäus in der Ädikula. Wahrscheinlich ist diese Darstellung des 1610 heiliggesprochenen Erzbischofs von Mailand eine der ersten, wenn nicht die erste im Bistum Regensburg.
Die Statuen am Choraltar fertigte der Regensburger Bildschnitzer Steffan Miller. Der Altar wurde vor Ort von zwei Frontenhausener Schreinern, Gabriel Ponschab und Georg Flaschndräher, gebaut.
Die Auswahl der vier Statuen für den Choraltar traf Bischof Albert nach einem wohl durchdachten Konzept. Adalbert von Prag, der Namenspatron des Stifters, steht für asketisches Leben und Missionstätigkeit. Um Mission und Reform bemühten sich auch die drei anderen Heiligen, gewichtige Vertreter katholischer Reformorden: Theresia von Avila, Ignatius von Loyola und Franz Xaver; alle drei 1622, also kurz vor dem Entwurf des Choraltars, heiliggesprochen.
Der Bischof betonte damit die Aktualität seines Altarprogramms. Die beiden Jesuiten stehen für einen neuen Orden, der besonders in den protestantisch gewordenen Bereichen des Bistums Regensburg zur katholischen Reform führte, so dass das Bistum damals auf dem Weg war, seine ursprüngliche Größe wieder zu erlangen. Statuen von Maria und Hieronymus wurden gemeinsam mit Corona schon in der kleinen Holzkapelle verehrt, aber gewiss nicht in der Pose, in der sie Bischof Albert auf den Seitenaltären präsentieren ließ: Maria links als Himmelskönigin mit Szepter, die Patrona Boiariae, wie sie Kurfürst Maximilian verehrte. Hieronymus wird am rechten Seitenaltar in der Rolle des Büßers (nicht etwa des erhabenen Kirchenvaters) gezeigt. Er bestärkt im Betrachter den Willen zur Umkehr – eine Voraussetzung für die Reformbewegung.
Die Pestheiligen Sebastian und Rochus erinnern daran, dass seit dem Amtsantritt des Bischofs schon mehrere Pestwellen das Land heimgesucht hatten. Die Auswahl der Heiligen auf den drei Altären gewährt Einblick in die Sorgen und Hoffnungen dieser Zeit.
Renovierungsarbeiten der vergangenen Jahre brachten die Reste von beachtenswerten Wandmalereien im Stil der Spätrenaissance ans Licht. Inzwischen sind sie wieder weiß übertüncht.In drei hellen Farbstufen, einem Gelb, einem Ocker und einem Grauton wurde von geübter Hand in der Erbauungszeit die architektonische Gliederung des Innenraumes durch Farbbänder betont und mit Rankenwerk, Girlanden und phantasievoll geschmückten Köpfen bereichert.
Auskunft über die Bedeutung der hl. Corona gaben Reste von Malereien aus späteren Jahren, die sich an der Brüstung der Orgelempore befanden. Dort sah man vier gemalte, ovale Rahmen, in denen üblicherweise Würdenträger der weltlichen oder geistlichen Obrigkeit präsentiert wurden. Hier jedoch zeigte ein Oval das Brustbild eines Skeletts, also den Tod. Aus dem nächsten Rahmen lachte ein Frauengesicht – vermutlich die „Frau Welt“, das blühende Leben als Kontrast zum Tod. Die beiden restlichen Motive ließen sich nicht mehr deuten.Die dem Bilderzyklus zugeordneten Schrifttafeln waren stark beschädigt. Die noch lesbaren Schriftzüge ließen erkennen, dass sie die Kirchenbesucher, ganz im Stil des Barock, an ihr Lebensende und das bevorstehende Gericht erinnern sollten. Mit diesen figürlichen und textlichen Motiven wird der Inhalt eines Einblattdruckes aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bestätigt, der die hl. Corona von Altenkirchen als Fürsprecherin in der Todesstunde empfahl.
Das eigentliche „Reich“ der hl. Corona war die schmale Seitenempore im Chor, wo gewiss die in archivalischen Quellen genannten Regale mit Votivgaben standen. Das Gnadenbild befand sich und befindet sich wieder in einer gerahmten Nische, die in die Holzbrüstung der Empore eingefügt ist. Durch die Rückwand dieser Empore führt eine Türöffnung in das erste Obergeschoß des Kirchturms. Hier wurde eine farbige Umrahmung freigelegt, welche die Illusion einer kunstvoll gearbeiteten, plastischen Rahmung vermitteln sollte, wie man sie von repräsentativen Steinportalen an Schlössern kennt. Hinter dieser Tür, also im Turm, entdeckte man 2002 unter dem Fußboden einen umfangreichen Schatz von zum Teil 500 Jahre alten Votivgaben. Die prächtig gestaltete Tür führte also in Coronas Schatzkammer. Die ältesten Votive dort stammen wohl aus der alten Holzkapelle und wurden nach deren Abbruch im Kirchturm gelagert, neuere kamen dazu.
Seit wir wissen, wie reich die Wallfahrtskirche St. Corona nicht nur mit hervorragenden Altären, sondern auch mit Wandmalereien geschmückt war, verstehen wir Christoph Limmer, Bauer zu Bruck, der 1760 schrieb, dass im Umkreis von drei bis vier Stunden weder eine Pfarr- noch eine Filialkirche ihres gleichen zu sehen war.

Heiligenlexikon

 

Übersetzen >>
Zurück
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner